Apostel Harburg

Wozu hat Gott mich berufen?

Habt Ihr Euch auch schon mal die Fragen gestellt:
Wer bin ich eigentlich für Gott?
Oder anders gefragt: Wozu bin ich überhaupt auf der Welt?
Mit biblischen Worten kann man auch fragen:
Wozu will Gott mich eigentlich berufen?

Diese Fragen bewegen mich persönlich immer wieder – eigentlich seit ich bewusst als Christ lebe - und das sind immerhin schon über 20 Jahre.

Eines ist mir in diesen Jahren deutlich geworden:
Ich glaube, dass wir in der Bibel Antworten auf diese Fragen finden. Vielleicht nicht immer so wie wir es uns wünschen.
Aber das ist Gottes Weg zu uns. Er hat sich uns mitgeteilt durch sein Wort. Und dieses Wort ist uns in der Bibel überliefert.
Ich möchte Euch deshalb einladen, auf den Bibeltext zu hören, den ich für heute ausgewählt habe.

Er steht im 2. Buch Mose, Kapitel 3 – es ist die Geschichte von der Berufung des Mose:

Mose aber hütete die Schafe Jetros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.
Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch.
Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.
Da sprach er: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt.
Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose!
Er antwortete: Hier bin ich.
Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.
Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt.
Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt.
Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen,
so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.
Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten?
Gott sprach: „Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge.“
Mose sprach zu Gott: „Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen?“
Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und Gott sprach weiter: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde für euch da sein«, der hat mich zu euch gesandt.

So weit der Predigttext.
Lasst uns noch einmal genauer hinhören und an der Geschichte entlanggehen, die sich etwa 1350 Jahre vor Christus abgespielt hat.
Ich meine, wir können darin einiges darüber erfahren, wie Gott uns eigentlich sieht und wer wir für ihn sind.
Anhand der Berufung des Mose können wir erkennen, wie Gott das macht, wenn er einen Menschen beruft und vielleicht auch ein wenig erahnen wozu Gott uns berufen will.

Mose ist seit 40 Jahren Schafhirt bei seinem Schwiegervater Jetro. Eigentlich ein recht unbedeutender Job, er wird von niemandem groß beachtet.
Jeden Tag der gleiche Trott und die gleiche Mühe:
Die Suche nach guten Weideplätzen für die Schafe.
Manchmal hat sich Mose in den 40 Jahren sicher gefragt, ob es noch etwas Spannenderes für ihn gibt als Schafe hüten und ob er in seinem Leben noch einen größeren Auftrag von Gott bekommen würde. Schließlich hatte man ihm von seiner wunderbaren Rettung als kleines Kind vor dem Pharao erzählt.
Und er war durchaus ein Mann der Tat, eigentlich eher aufbrausend-cholerisch. So hat er als junger Mann einen Ägypter erschlagen, weil er es nicht ertragen konnte, dass sein Volk so sehr unter den Ägyptern zu leiden hatte.
Mose ein Totschläger – ein Schwerverbrecher – auch das verschweigt die Bibel nicht.
Und Gottes Resozialisierungs-Therapie nach der Flucht des Mose vor dem Pharao lautete offenbar: Schafe hüten… - 40 Jahre – das ist länger als heute lebenslänglich! :-)

Bei seiner Arbeit lernte Mose sicher drei Dinge: Treue im Kleinen, geduldig zu sein und das Hören auf Gottes Stimme.
Das war offenbar die Vorbereitungszeit auf seinen großen Auftrag und drei wichtige Lektionen für ihn:
Treue im Kleinen, geduldig sein und das Hören auf Gottes Stimme.
So wartete Mose auf Gottes Stunde – auf seinen Kairos – den von Gott gesetzten Zeitpunkt!

Dann kommt er eines Tages in die Nähe des Berges Horeb des berges Gottes und traut seinen Augen nicht:
Er sah einen brennenden Busch, aber dieser Busch verbrannte nicht.
Das wollte er sich genauer ansehen.
Da passierte es, als er sich näherte: Eine Stimme aus dem Feuer ruft gleich zweimal seinen Namen, sodass er sich nicht verhören konnte:
„Mose, Mose.“ Und Mose antwortet: „Hier bin ich!“
Und dann folgt eine klare Anweisung:
Geh nicht weiter. Ziehe deine Schuhe aus!
Mit dieser Anweisung macht Gott deutlich, dass Mose sich dem Heiligen nähert – er begibt sich in die Nähe Gottes.
Dann spricht Gott schon weiter und stellt sich ihm als der Gott seiner Väter Abraham, Isaak und Jakob vor.
Und er erzählt Mose, dass er das Elend seines Volkes gesehen und das Geschrei gehört hat. Deshalb ist er herabgekommen, um sein Volk zu befreien.

Und dafür hat er sich den jetzigen Schafhirten Mose auserwählt, über den er schon seine schützende Hand gehalten hat, als dieser noch ein kleines Baby war.
Mose soll zum Pharao gehen und die Freilassung des Volkes fordern.
Aber Mose ist überrascht und zugleich schockiert von diesem Auftrag.
Er soll Israel aus der Knechtschaft führen?
Das ist ja wohl eine Nummer zu groß für ihn.
Er fragt sofort zurück: „Ich? Wer bin ich denn schon? Ein unbekannter Hirte. Der Pharao wird mich auslachen oder ins Gefängnis werfen. Ein unmöglicher Auftrag.“
Aber bei Gott ist kein Ding unmöglich – er geht auf den Einwand des Mose ein und gibt ihm die Zusage:
„Ich werde dir beistehen.“
Alleine kann Mose so etwas wirklich nicht vollbringen, aber wenn Gott ihm beisteht, vermag er den Auftrag zu erfüllen.
Mose wird aufgefordert, diesem großen Gott zu vertrauen.

Aber Mose gibt sich mit dieser Zusage des Beistandes Gottes noch nicht zufrieden.
Er denkt daran, was „die anderen“ wohl sagen werden.
Wie werden die Leute reagieren, wenn er kommt und behauptet, dass Gott ihn geschickt hat. Sie werden ihn wohl fragen, wie der Name Gottes ist, was das für ein Gott ist, der Mose da auf so wunderbare Weise begegnet ist.
Und er fragt Gott deshalb: „Was soll ich ihnen dann sagen, wenn sie mich nach Deinem Namen fragen?“
Und noch einmal geht Gott auf den Einwand von Mose ein.
Er nennt ihm seinen Namen:
Aber es ist im Grunde genommen mehr als ein Name,
sondern die Beschreibung seines Wesens:
„Ich bin der ich bin“
Im Hebräischen ist es eine Art Wortspiel.
Man kann auch übersetzen:
„Ich werde sein, der ich sein werde“ oder noch schöner: „Ich werde für euch da sein“.
Diese Beschreibungen des Namens Gottes klingen in unseren Ohren erst mal recht seltsam, aber sie sind eigentlich eine sehr genaue Beschreibung darüber, wer der Gott der Bibel ist.
Gott sagt zu Mose: „Es entspricht meinem Wesen, dass ich für euch da bin und mit Euch in einer heilen Beziehung leben möchte.“

Zur Zeit des Alten Testamentes sagte der Name sehr viel über das Wesen einer Person aus.
„Ich werde für euch da sein“ – das ist Gottes Wesen.

Die Diskussion zwischen Gott und Mose geht in den Versen nach unserem Predigttext noch ein wenig weiter.
Ich will das nur kurz schildern, weil es so schön menschlich ist, wie sich Mose verhält – wirklich einer wie Du und ich.
Mose bringt nämlich weitere Einwände vor:
Er sagt Gott, dass er erstens nicht begabt sei und zweitens auf den Unglauben der Menschen stoßen werde.
Schließlich will er die Sendung endgültig ablehnen und sagt zu Gott:
„Sende einen anderen.“
Gott aber verspricht ihm große Wunder zu tun um ihn so als seinen Gesandten auszuweisen. Aber erst als Gott richtig zornig wird und ihm auch noch seinen Bruder Aaron an die Seite stellt, der gut reden kann, ist Mose endlich bereit zu gehen.
> Manchmal brauchen wir viele Anweisungen und Hilfestellungen Gottes, bevor wir uns auf den von Gott gewiesenen Weg machen, oder?
Soweit Mose und seine Berufungsgeschichte zum Retter und Anführer des Volkes Israel.
Was kann diese Geschichte uns heute am Beginn des Neuen Jahres 2010 sagen?

Ich möchte drei Gedanken aus dieser Berufungsgeschichte aufgreifen und auf unser Leben heute beziehen.

Der erste Gedanke:



1. Gott sieht und hört uns

Es gibt ja unglaublich viele Vorstellungen von Gott.
Für manche Menschen ist Gott nach ihrer Meinung ein stummer, ferner Gott, der irgendwo weit weg von unserem Leben existiert und folglich auch mit unserem Leben wenig bis gar nichts zu tun hat.
Diese unpersönlichen Gottesvorstellungen sind weit verbreitet und finden sich auch in einigen außerchristlichen Weltreligionen.
Der Gott der Bibel aber stellt sich uns ganz anders vor – viel spannender:
Er ist ein uns sehender und hörender Gott.
Ein Gott, der am Leben seiner Menschen interessiert ist.
So lesen wir in der Bibel, das Hagar, die zweite Frau von Abraham zu Gott sagt: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (1, Mose 16,13) und in Psalm 139,3 lesen wir wie ein Beter vertrauensvoll bekennt:
„Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.“
Und das kann auch unser Gebet sein – damit fängt eigentlich der Glaube an:
„Gott, ich vertraue darauf, dass ich Dir wichtig bin.
Du siehst alle meine Wege!
Und Du hörst mich, wenn ich zu Dir rufe.“

Die Sendung des Mose ist Gottes Antwort auf das Schreien seines Volkes um Hilfe und Rettung.
Gott sieht und hört seine Menschen.
Und auch wir dürfen gewiss sein, dass wir Gott nicht gleichgültig sind, sondern dass jeder einzelne bei Gott zählt und gesehen wird.

Allerdings können wir nicht über sein Eingreifen verfügen oder ihm Befehle erteilen.
Er bleibt bei aller Liebe und Nähe auch der heilige Gott, der selber Zeit und Stunde seines Handelns bestimmt.
Ein ganz naher Gott und gleichzeitig ein heiliger Gott, vor dem wir manchmal besser die Schuhe ausziehen sollten – wie Mose es tat.

Gott sieht und hört uns – das macht das Leben mit Gott einzigartig, spannend und lebendig.

Und der zweite Gedanke:



2. Gott beruft und sendet uns

In unserem Text lesen wir von der Berufung des Mose.
Im Alten Testament werden immer wieder Menschen von Gott berufen und auch im Neuen Testament werden z.B. die 12 Jünger berufen und ausgesandt.
Und das hat Gott auch später so fortgesetzt:
Gott hat in der Geschichte der christlichen Kirche immer wieder Menschen berufen und ausgesandt: Luther, Calvin, Zinzendorf, Bonhoeffer, Mutter Theresa, die in diesem Jahr 100J. alt geworden wäre oder auch Musiker wie Johann Sebastian Bach, der mit seiner Musik Gott die Ehre gab.

(2) Gott beruft auch heute noch Menschen in seinen Dienst – sei es hauptberuflich oder im Ehrenamt zur Mitarbeit in seiner Gemeinde.
In der Kinder- und Jugendarbeit, in der Erwachsenen- und Seniorenarbeit, in den Chören unserer Gemeinde oder im Küsterkreis. Im stillen Gebetsdienst oder eben als Gottesdienstmusiker. Ich könnte noch viele mögliche Bereiche nennen, wo man Gott dienen kann.

Und wir haben einen Ort, wo wir als Gemeinde gemeinsam vor Gott kommen, um ihm zu dienen und von ihm Auftrag und Wegweisung zu bekommen - das ist der Gottes-dienst.
Ein Dienst für Gott und ein Ort, an dem Gott uns dienen möchte.
Musik zur Ehre Gottes. Gebete, die Gott ehren und Worte Gottes, auf die wir gemeinsam hören.

Und das Schöne ist: Gottes Zusagen in seinem Wort sind für uns dieselben wie die für Mose:
Gott sagt: „Ich werde mit dir sein.“
Da, wo wir uns für Gottes Sache in der Gemeinde einsetzen,
steht Gott höchstpersönlich für uns ein und will uns den Rücken stärken.
Nicht jeder von uns ist ein Mose – das ist auch gut so!
Aber Mose brauchte auch einen Aaron, der ihm zur Seite steht und für ihn redete und viele Helfer, deren Namen wir nicht kennen – aber Gott kennt sie alle mit Namen, weil er uns sieht und hört, beruft und sendet.

Und wozu will Gott DICH eigentlich berufen?
Hast Du die Platzanweisung Gottes für Dich schon entdeckt? (oder musst Du sie vielleicht neu entdecken?)
Um das heraus zu finden ist es meiner Meinung nach sinnvoll, sich mit einigen Fragen zu beschäftigen – ich nenne sie mal – am besten Du bedenkst es mal in aller Ruhe zu Hause vor Gott:




Was hat Gott in Dich hineingelegt - an Begabungen und Fähigkeiten?
Was hat er Dir für Möglichkeiten "in die Wiege gelegt" - bei Mose fing Gottes Geschichte mit ihm ja auch schon als Säugling an.
Und welche Aufgabe siehst Du, wo Du am liebsten sofort handeln würdest? Mose war es ja schon von Anfang an unerträglich, dass sein Volk so leiden musste.
Und schaut Euch mal um: Welche Menschen, welche Weggefährten hat Gott Dir an die Seite gestellt? Vielleicht hast Du schon einen Aaron an Deiner Seite oder eine Eva, mit der Du gemeinsam losgehen können.
Das kann man übrigens auch noch im Ruhestand - Mose war etwa 80 Jahre alt, als er von Gott berufen wurde!
(6) Darum für uns alle die letzte Frage: Wo ist eigentlich mein brennender Dornbusch, an dem Gott mir begegnen möchte. Bin ich eigentlich offen für so eine Erfahrung? Suche ich die persönliche Begegnung mit Gott in meinem Leben? Und bin ich reif dafür? Vielleicht gibt es ja auch noch eine Lektion, die ich erst noch beim Schafe hüten lernen muss?
Bei Mose war es: Treue im Kleinen, geduldig sein und das Hören auf Gottes Stimme lernen.





Ich bin überzeugt, dass Gott heute noch Menschen persönlich begegnen und berufen will.
Manchmal müssen wir es nur wagen, ihn an uns heran zu lassen, indem wir näher treten und in Ehrfurcht die Schuhe auszuziehen - wie Mose.

Das führt mich zum dritten und letzten Gedanken:



3. Gott ist erfahrbar für uns

Wenn Gott sich dem Mose mit den Worten zu erkennen gibt:
„Ich werde für euch da sein.“, dann ist das auch für uns eine Aufforderung, sich auf Gott einzulassen und ihm zu vertrauen.

Es geht bei Gottes Namensoffenbarung nicht um einen philosophisch-abstrakten Gedanken wie „Gott ist das ewige Sein“, sondern es geht um die Erfahrbarkeit Gottes im Sonn- und Alltag unseres Lebens.
„Ich werde für euch da sein.“,
Gott will mit uns leben – das entspricht seinem Wesen.
Er sieht und hört uns – er will uns in unserem Alltag begleiten, mitten in den Herausforderungen unseres Lebens als Eltern, Großeltern, im Beruf, in der Schule, auf der Straße oder am Kranken- und Sterbebett.

Der heutige Predigttext enthält zu Beginn des Neuen Jahres eine ganz persönliche Zusage für uns alle:
(2) Gott spricht Dir zu:
„Vertraue mir und meinem Wort, denn ich sehe und höre dich.
Wage es im Glauben mir zu dienen, finde heraus wozu ich dich begabt und gesandt habe.
Dann wirst Du Schritte in ein neues Land gehen,
so wie Mose und viele nach ihm es getan haben.
Ich, Gott, bin derselbe in Ewigkeit und meine Zusagen gelten damals wie heute.
„Ich bin für Dich da!“ – das ist mein Name und mein Wesen.
Amen.