Apostel Harburg
Lesung: Lukas 18, 9 – 14

Lesung: „Relativitätslehre“ (nach Lk. 18, 10-14; von Hans Elwert. in: Wycliff, Welt der Schrift 3/2008, Seite 5)



Mit wem vergleichen wir uns eigentlich?
mit unseren Nachbarn, die gerade nach Griechenland auf Urlaub gefahren sind?
mit unserem Kollegen, der gerade eine Gehaltserhöhung bekommen hat?
mit Freunden, die sich gerade ein Haus gekauft haben?
es gibt hier eine Gruppe, in der vergleichen wir manchmal Bauchumfänge: Wer ist der Dickste im ganzen Land?
manchmal vergleiche ich mich auch mit den Obdachlosen, die bei mir an die Tür kommen: Was habe ich für ein Glück, dass es mir so gut geht?



Mit wem vergleichen wir uns eigentlich?

Ich glaube, fast jeder vergleicht sich mit anderen – und öfter, als man sich häufig klar macht.

Und manchmal schneidet man dabei nicht gut ab.

Manche Vergleiche sind sogar ziemlich deprimierend - immer dann, wenn man sich etwas wünscht, aber nicht hat oder nicht haben kann:


Lesung: Joh 1, 1 – 4 + 9 – 14: Der Logos



Einführung

(én archè èn ho lògos): εν αρχη ην ο λογος




so beginnt das Johannes-Evangelium.
Luther übersetzt: „Im Anfang war das Wort“
kennen wir alle. Aber es gibt Probleme mit dem Logos.
Denn was ist damit gemeint?
Welches „Wort“ war da im Anfang?


Es gibt einen alten Witz, vielleicht kennen Sie den:
> älteres Ehepaar
sie geht jeden Sonntag in den Gottesdienst
> er fragte hinterher:
Wie wars? > gut
Worüber hat er gepredigt? > Sünde
Und, was hat er gesagt? > „Er war dagegen“


Der Umgang mit Sünde und Sühne war immer sehr schwer zu verstehen zu allen Zeiten, in der ganzen Kirchengeschichte.
Und genau darum soll es heute gehen, im Speziellen um die so genannte Sühnopfertheologie.
Ich hoffe, Sie sind richtig wach.
Das Thema wird nämlich nicht ganz einfach.

Aber es ist im Moment recht aktuell.
- Bischofswahl am 12.7. (Nachf. für Bischof Knuth in Schleswig)
(Propst Gorski aus Altona oder Propst Ullrich aus Angeln)

- große Aufregung durch einen offenen Brief von Alt-Bischof Ullrich Wilkens (Lübeck), weil Gorski die Sühnopfertheologie ablehnen würde und damit einen zentralen Gedanken des NT und unseres Glaubens.

Die „Sühnopfertheologie“ besagt, dass JC gestorben ist „zur Vergebung für unsere Sünden“ (vgl. AM).
Er wurde selbst ein Opfer und gab sich hin, damit wir nicht für unsere Taten bestraft werden, für die uns letztlich der Tod blühen würde.
Aber durch sein Opfer werden wir gerettet hin zum Ewigen Leben.

Das ist so ungefähr die klassische Sühnopfertheologie und Sie können sich vorstellen, dass sie zumindest Fragen aufwirft.
Z.B. diese:


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde,

sie kennen sicher alle die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Kennen Sie auch die Geschichte vom dankbaren Samariter? Ich lese sie uns heute als Predigttext – Lk 17, 11-19



Der dankbare Samariter

Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa.
Als er in ein Dorf ging, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen.
Sie blieben in gehörigem Abstand stehen und riefen laut: »Jesus! Herr! Hab Erbarmen mit uns!« Jesus sah sie und befahl ihnen:
»Geht zu den Priestern und lasst euch eure Heilung bestätigen!«
Und als sie unterwegs waren, wurden sie tatsächlich gesund.
Einer aus der Gruppe kam zurück, als er es merkte.
Laut pries er Gott, warf sich vor Jesus nieder, das Gesicht zur Erde,
und dankte ihm. Und das war ein Samariter.
Jesus sagte: »Sind nicht alle zehn gesund geworden?
Wo sind dann die anderen neun? Ist keiner zurückgekommen, um Gott die Ehre zu erweisen, nur dieser Fremde hier?«
Dann sagte er zu dem Mann:
»Steh auf und geh nach Hause, dein Vertrauen hat dich gerettet.«

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen – Amen.

Liebe Gemeinde !

Die alles entscheidende Stunde war gekommen:
Die Israeliten waren nach 400 Jahren Sklavendasein aus Ägypten geflohen und weitere vierzig Jahre durch die Wüste gezogen.
Nun machten sie sich bereit, ins Land Kanaan einzuziehen, in das gelobte Land, das Gott Jahrhunderte zuvor den Nachkommen Abrahams zum Eigentum bestimmt hatte. Der Segen war zum Greifen nahe.
In dieser Situation erinnert Mose die Israeliten eindrücklich an den Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat.
Er erinnert Sie an die großen Taten, die Gott an ihnen getan hat,
aber auch an die Gebote, die das Volk immer wieder gebrochen hat.

Ich lese uns den Predigttext aus dem 5. Buch Mose, Kapitel 7:
Israel, Du bist ein heiliges Volk - ihr gehört ganz dem Herrn, eurem Gott. Unter allen Völkern der Welt hat er euch als sein Volk erwählt.
Das hat er nicht etwa getan, weil ihr zahlreicher wärt als die anderen Völker. Denn ihr seid ja das kleinste von allen Völkern.
Nein, aus Liebe hat er sich euch zugewandt und weil er das Versprechen halten wollte, das er euren Vorfahren gegeben hat.
Darum hat er euch mit großer Macht aus der Sklaverei in Ägypten herausgeführt, er hat euch aus der Gewalt des Pharaos, des Königs von Ägypten, erlöst.
So erkennt doch: Der Herr, euer Gott, ist der wahre und treue Gott! Über Tausende von Generationen steht er zu seinem Bund und erweist allen seine Barmherzigkeit, die ihn lieben und sich an seine Gebote halten.
Die ihn aber hassen, bestraft er mit dem Tod.
Er wartet nicht, sondern gibt ihnen gleich, was sie verdienen.
Darum lebt nach den Weisungen, Ordnungen und Geboten, die ich euch heute gebe!
Wenn ihr sie befolgt, wird der Herr sich an seinen Bund mit euch halten. Ihr werdet weiter seine Barmherzigkeit erfahren, wie er es euren Vorfahren zugesagt hat.

Claus Scheffler hat es vor zwei Wochen so auf den Punkt gebracht:
Segen bedeutet, dass Gott mit uns geht!

Ich finde es großartig, dass uns dieser Segen und damit die Gegenwart Gottes in jedem Gottesdienst wieder neu zugesprochen wird. Ich spüre, dass das für meinen Glauben unheimlich wichtig ist.
Selbst wenn der Segen immer ein bisschen geheimnisvoll bleiben wird.

Trotz seiner scheinbaren Selbstverständlichkeit.
Ich habe schon zigmal davon gehört, hab schon hunderte Karten geschrieben, auf denen ich „Gottes Segen“ gewünscht habe und bin schon unzählige Male selbst gesegnet worden.

Ich weiß, dass mir durch den Segen Gottes Gegenwart zugesprochen wird und ich genieße das auch sehr.
Aber was genau passiert da, wenn ich gesegnet werde?
Und was meine ich eigentlich, wenn ich jemandem „Gottes Segen“ wünsche?

„Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein“ – das sagt Gott zu Abraham:
Du wirst gesegnet, und du sollst für andere zum Segen werden!

Wenn du gesegnet bist, ist Gott dir nahe.
Er umgibt dich, er begleitet dich.
Er sorgt dafür, dass das, was du machst und das, was dir geschieht, gut für dich ist.
Es bringt dich weiter, es erfüllt dich, so dass du sagen kannst: Das war gut!

Und das war nicht nur gut, es macht dich auch gut.
Es verändert dich.

So wirst du zu einem Segen für andere – oftmals ohne dass du das bewusst werden willst.
Du bist einfach so, dass du für andere zum Segen wirst.

Du bist gesegnet, und du bist dadurch ein Segen.

„Befreit leben – raus aus der Enge.“

So lautet der Titel dieses Gottesdienstes.
Es soll um die Befreiung von Ängsten gehen und das Verhältnis zum christlichen Glauben.
Dazu stellt sich zunächst die Frage:
Was ist eigentlich Angst?

Angst leitet sich von dem lateinischen „angustiae“ ab, was „Enge, Beengung, Bedrängnis“ bedeutet. „angustiae“ wiederum kommt von „ango“ „zuschnüren oder beklemmen“.
Das beschreibt eigentlich recht gut die Wirkung, die die Angst auf uns und unseren Körper hat: uns bleibt buchstäblich die Luft weg.
Die Angst bildet sozusagen in meinem Körper ab, was draußen im Leben passiert: eine Situation, die eng wird.
Die Angstreaktion in meinem Körper warnt mich vor einer Situation, die auf mein Leben zukommt und die ich meistern muss, weil mir sonst etwas Negatives zustoßen könnte.

Angst ist also zunächst ein normales, gesundes Gefühl, genauso wie Freude, Trauer oder Liebe. Angst gehört zum Leben, wie die Luft zum Atmen.
Aber es gibt auch andere Formen der Angst:

In der Psychologie unterscheidet man zwischen Furcht, Angst und krankhafter Angst.
Ich will das kurz erläutern:

Wie stellt ihr euch ein Leben vor, das sich richtig lohnt?
Ein Leben, mit dem ihr am Ende eurer Zeit hier auf der Erde zufrieden sein könnt?

Ist es das Leben, das ihr gerade führt?
Oder etwas anders gefragt:
wenn ein Arzt euch sagen würde, dass ihr noch ein Jahr zu leben hättet, würdet ihr etwas an eurem Leben ändern?
Würdet ihr euch verändern?
Und wenn ja, warum?

Ich hoffe, dass ich jetzt nicht gleich am Anfang schon die Hälfte der Zuhörer verloren hab, weil ihr diesen Fragen jetzt nachhängt.
Sie lassen sich ja bestimmt nicht in einer Minute beantworten.

Aber vielleicht können sie uns erst mal einladen auf eine Reise.
Eine Reise durch den Philipperbrief.
Denn in diesem Brief geht es um Leben.
Um Leben, das sich lohnt.

Ich lese uns den Text aus 1. Thess. 2, 1-12
Paulus schreibt:
Wie ihr wisst, hatten wir zuvor in Philippi viel ausstehen müssen und waren misshandelt worden.
Trotzdem fassten wir im Vertrauen auf unseren Gott den Mut, euch seine Gute Nachricht zu verkünden, und ließen uns nicht davon abbringen, als es auch bei euch zu harten Auseinandersetzungen kam.
Ihr könnt daran sehen: Wenn wir zum Glauben an die Gute Nachricht aufrufen, tun wir es nicht in eigennütziger und betrügerischer Absicht. Nein, Gott hat uns geprüft und zum Dienst für die Gute Nachricht brauchbar gefunden - deshalb und nur deshalb verkünden wir sie!
Wir wollen nicht Menschen gefallen, sondern ihm, der unsere geheimsten Gedanken kennt.
Ich habe euch nie nach dem Mund geredet - ihr wisst es.
Genauso wenig ging es mir jemals insgeheim um den eigenen Vorteil - Gott kann es bezeugen!
Ich wollte auch nicht von Menschen geehrt werden, weder von euch noch von irgendjemand sonst.
Als Apostel von Christus hätte ich meine Autorität hervorkehren können; aber stattdessen war ich sanft und freundlich zu euch,
wie eine stillende Mutter zu ihren Kindern.
Ich hatte eine solche Zuneigung zu euch, dass ich bereit war, nicht nur Gottes Gute Nachricht mit euch zu teilen, sondern auch mein eigenes Leben.
So lieb hatte ich euch gewonnen.
Ihr erinnert euch doch, dass ich keine Mühe gescheut habe.
Während ich euch Gottes Gute Nachricht verkündete, habe ich Tag und Nacht für meinen Lebensunterhalt gearbeitet, um niemand von euch zur Last zu fallen.
Ich rufe euch selbst und Gott als Zeugen an:
Mein Verhalten gegen euch, die ihr die Gute Nachricht annahmt, war gottgefällig, redlich und untadelig.
Ihr wisst selbst: Ich war zu euch allen, zu jedem und zu jeder, wie ein Vater zu seinen Kindern.
Ich habe euch ermutigt und angespornt und euch beschworen, ein Leben zu führen, das Gott Ehre macht.