Apostel Harburg

Wie mein Glaube andere ansteckt - Teil 2

Liebe Gemeinde,

was meinen Sie: Was ist der bessere Dienst:
Dem kranken Nachbarn etwas vom Einkaufen mitzubringen oder ihm von der Liebe Gottes in Jesus Christus zu erzählen?
(Pause)
Gar nicht so einfach zu entscheiden, oder?

Das „Lebensbrot“ von Jesus mag vielleicht insgesamt wichtiger sein als das einfache Brot vom Penny, aber es kann sein, dass der kranke Nachbar erst offen für die Botschaft von der Liebe Gottes ist, wenn ich ihm ganz praktisch geholfen habe.

Die praktische Nächstenliebe hat also einen eigenen Wert.
Sie dient nicht nur der Verkündigung des Evangeliums, sondern sie ist schon ein wichtiger Teil der Weitergabe des Evangeliums von Jesus.
Der wortlose Teil ist meiner Meinung nach genauso wichtig.

Wir haben es vorhin in der Lesung gehärt:
In der Bergpredigt sagt Jesus, wir sollen so handeln, dass die Leute unsere guten Taten sehen und unseren Vater im Himmel preisen.
z.B. eben durch Hilfsbereitschaft & soziales Engagement.

Beide Teile, Wort und Tat, gehören in einem missionarischen Leben als Christ also zusammen.
Denn so ein Glaube ist im positiven Sinne ansteckend – werbend und einladend!
Genau von so einem ansteckenden Glauben handelt auch unser heutiger Predigttext, den wir in Kolosser 4 finden.
In den abschließenden Ermahnungen schreibt Paulus an die Gemeinde in Kolossä folgendes:

„5 Verhaltet euch klug und besonnen denen gegenüber, die keine Christen sind. Nutzt die wenige Zeit, die euch noch bleibt!
6 Redet mit jedem Menschen freundlich; alles, was ihr sagt, soll gut und hilfreich sein. Bemüht euch darum, für jeden die richtigen Worte zu finden.“

Mir sind bei der Beschäftigung mit dem Text drei wichtige Merkmale eines ansteckenden Glaubens aufgefallen, die ich gerne weiter geben möchte:



1) Das erste Merkmal:

Mein Glaube ist ansteckend wenn ich mich weise verhalte.
„5 Verhaltet euch klug und besonnen denen gegenüber, die keine Christen sind.

Wie kann ich das machen, dass ich mich möglichst klug und besonnen verhalte gegenüber Menschen, die keine Christen sind?
Ich glaube, dass diese Aufforderung zum klugen und besonnen Verhalten, nur im Zusammenhang des Gebets zu verstehen und umzusetzen ist.

Denn in Jak 1,5 heißt es: „Wenn es aber jemandem unter Euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt, so wird sie ihm gegeben werden.“

Das Gebet muss also aller missionarischen Aktivität vorausgehen. Ein ansteckender Glaube ist das Ergebnis einer intensiven Gebetsbeziehung zu Gott und wir können nur Menschen für Gott und den Glauben begeistern, wenn wir beten.
So sagt es auch Jesus zu seinen Jüngern.
Er hat einmal gesagt:
„Das Feld ist weiß zur Ernte - darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“

Auch Jesus selbst ging immer wieder in die Stille vor seinen großen Aufgaben.

Und auch Paulus, einer der größten Missionare aller Zeiten bittet die Kolosser in diesem Brief aus dem unser Predigttext stammt um Fürbitte für Möglichkeiten, um das Evangelium zu verkündigen und weiter zu geben.

Wenn wir uns im Gebet Gott zuwenden, kann er uns mit seiner Liebe erfüllen. Und diese Liebe muss uns in allem treiben, was wir für Menschen tun und wie wir sie versuchen für den Glauben zu gewinnen.

Die Liebe Gottes ist das Kennzeichen der christlichen Gemeinde!
So hat Jesus einmal gesagt, dass an unserer gegenseitigen Liebe die Menschen sehen sollen, dass wir seine Jünger sind.
Kann man das von uns sagen, kann man das von unserer Gemeinde sagen?

Ich denke, dass wir sehr dankbar sein können, wie viel Liebe schon spürbar ist. Das sagen immer wieder Gäste – so zuletzt auch Prof. Hermann Rauhe.

Ich denke auch, dass wir uns viel Mühe geben bei der Gestaltung unserer Veranstaltungen und Gottesdienste, dass sie einladend und freundlich sind.

Aber es ist natürlich immer noch „Luft nach oben“.
Zum Beispiel würde ich mir wünschen, dass wir nach unseren Gottesdiensten noch offener und einladender auf Menschen zugehen, die wir noch nicht kennen, die vielleicht neu sind und den Zugang in die Mitte unserer Gemeinde noch nicht gefunden haben.

Wir können sicher noch offener und einladender werden als Gemeinschaft, sodass Neue noch leichter den Weg in die Gottesdienste, Gruppen und auch in die Mitarbeit finden.
Das ist mir persönlich ein Herzensanliegen.
Wir sehen: Unsere Liebe ist nie perfekt und darum brauchen wir immer wieder das Gebet um Liebe füreinander und erst Recht das Gebet um Liebe für die Menschen, die Gott noch nicht kennen.

Mein Glaube ist ansteckend wenn ich mich weise verhalte und dafür brauche ich Gebet.
Das ist das erste Merkmal eines ansteckenden Glaubens: Weises Verhalten.

Das 2. Merkmal eines ansteckenden Glaubens lautet:




2. Mein Glaube ist ansteckend,

wenn ich die Gelegenheiten nutze.

Paulus schreibt: „Nutze die Gelegenheiten!“
Er verwendet hier das Wort „kairos“ – das meint die von Gott bestimmte Zeit, die günstige Zeit.
Augenblicke der Ewigkeit, die vielleicht so nicht wieder kommen.

Paulus sagt, wir sollen wach durch unser Leben gehen und sehen, mit welchen Menschen uns Gott Begegnungen schenkt.
Und dann sollen wir mutig sein und diese Gelegenheiten nutzen:
Denn: Uns, die wir hier in der Kirche sind, wurde das Evangelium ja, Gott sei Dank, auch nicht vorenthalten! Das müssen wir uns mal klar machen!

>> Neulich erzählte mir ein Mitarbeiter unserer Gemeinde, dass er zum Glauben und in die Gemeinde gefunden habe durch eine Nachbarin, die ihn eingeladen hat zur Gemeinde. Seitdem besucht er sehr regelmäßig unsere Gottesdienste und engagiert sich für unsere Gottesdienste und einen Bibelkreis.
Und in unserem Gespräch, da fragten wir uns auch, wie wir noch mehr Menschen für den Glauben begeistern können.
Und da fiel ihm eine Bekannte ein, die gerade ihren Mann verloren hat.
Er hat beschlossen, sie einmal einzuladen.

Und das Beeindruckende ist:
Ich würde diesen Mitarbeiter nicht als besonders extrovertiert beschreiben. Er ist nicht gerade ein Mensch, der sofort offen auf Menschen zugeht und sie in die Arme schließt.
Aber:
Er ist dankbar dafür was ihm alles Gutes widerfahren ist in der Gemeinde und auch in der Beziehung zu Gott.
Und er glaubt fest daran, dass das seiner Bekannten auch gut tun kann. Er möchte ihr die Liebe Gottes nicht vorenthalten.

Es ist wichtig, dass wir vom Glauben erzählen und einladen.

Der Welcome-Gottesdienst z.B. funktioniert nur, wenn wir Menschen auch persönlich einladen!
Es ist sogar wissenschaftlich untersucht worden:
Über 80% aller, die zur Gemeinde finden, sind durch persönliches Zeugnis gewonnen worden, durch Freundschaft mit ihnen.

Und trotz aller gemeindlichen Aktivitäten und Gottesdienste bleibt es wichtig, dass Sie den Menschen in ihrem Umfeld persönlich von ihrem Glauben erzählen.

Vielleicht denken Sie nun:
Ich habe selten Gelegenheiten dazu?
Auch da kommt wieder das Gebet ins Spiel. Ich bin mir sicher und verspreche Ihnen:
Wer Gott bittet, der bekommt Gelegenheiten.
Unsere Aufgabe ist es dann, diese Gelegenheiten zu erkennen und zu nutzen.
Probieren Sie das doch mal aus:
Es kann zu unserem täglichen Morgengebet werden, dass Gott unsere Begegnungen mit den Menschen um uns herum segnet und uns darin leitet.
„Herr, schenke uns Augen voller Liebe und Ohren, die anderen Menschen offen zuhören und auch das hören, was du zu uns sagen möchtest.“

Ich möchte uns Mut machen, unseren Menschen von der Liebe durch Jesus zu erzählen. Denn: Wer erzählt es ihnen, wenn nicht wir?

Der Theologe Hellmut Gollwitzer hat einmal gesagt:
„Die größte Schuld liegt im Genießen des Evangeliums statt es weiterzugeben.“

Es ist der zentrale Auftrag von Jesus die Gute Nachricht weiter zu sagen und möglichst viele Menschen zu Jüngerinnen und Jüngern zu machen. Und wir werden schuldig, wir entfernen uns von Gott und dem Ziel unseres Lebens, wenn wir uns nur in die „fromme Hängematte“ legen und den Glauben nur egoistisch genießen.

Das ist die ernste Begründung für einen ansteckenden Glauben.
Aber das Gute ist: Das Weitergeben des Glaubens ist zugleich etwas zutiefst Beglückendes, wenn es gelingt!

Immer, wenn ich erlebt habe, dass Menschen sich auf den Glauben einlassen und auf Jesus vertrauen, habe ich gedacht:
Dafür hat sich alle Arbeit gelohnt!

Dann ist es zu verkraften, dass manche Konfirmanden abweisend sind.
Es hat sich gelohnt, manchen Fehler zu machen und daraus zu lernen
Dafür hat es sich gelohnt, geduldig zu sein und dran zu bleiben.

Wir werden reich belohnt, wenn ein Mensch zur Umkehr kommt und seinem Schöpfer begegnet.

Und wir selbst werden in unserem eigenen Glaubensleben auf einzigartige Weise erfrischt werden, wenn wir erstens weise leben und zweitens die Gelegenheiten nutzen, die Gott uns schenkt, um den Glauben ansteckend weiter zu geben.

Ich komme zum dritten und letzten Merkmal eines ansteckenden Glaubens



3. Mein Glaube ist ansteckend

wenn ich „salzig rede“.

Paulus schreibt:
„Redet mit jedem Menschen freundlich; alles, was ihr sagt, soll gut und hilfreich sein. Bemüht euch darum, für jeden die richtigen Worte zu finden.“

Was meine ich also wenn ich vom „salzigen Reden“ spreche?
Eben dies was Paulus schreibt.
Ein salziges Gespräch ist von Liebe, echtem Interesse und Freundlichkeit geprägtes Gespräch.
Und: ein salziges Gespräch, ist ein Gespräch, das geleitet wird von Gottes Geist.

Jesus hat uns das übrigens zugesagt, dass uns die rechten Worte gegeben werden.
Er sagte einmal zu seinen Jüngern, wenn sie sich verantworten müssen:
„Sorgt euch nicht, was ihr sagen sollt, denn der Heilige Geist wird euch in dieser Stunde lehren, was ihr sagen sollt.“ (Lk 12,12)

Ich mache das auch öfter so: Während ich mit Menschen rede bete ich für sie und bitte Gott um rechte Worte und auch um Weisheit zu erkennen, wann und wie ich ihnen von Gott und Jesus erzählen kann.

Jesus hat es damals den Jüngern gesagt, und das gilt auch heute für uns: Wir sollen uns nicht sorgen, was wir reden werden, weil der Heilige Geist durch uns reden kann und will.

Denn alle Rhetorik und alles Wissen bringen überhaupt nichts, wenn Gott nicht das Herz öffnet und durch uns spricht.
Wir können Menschen nicht zum Glauben überreden, aber wir sollten uns alle Liebesmühe geben, dass Gott uns gebrauchen kann.

Man kann das wie so vieles im Leben üben, wie man salzig über den Glauben redet.
> bzw. wie man vom Glaubens Zeugnis gibt.
Am besten man übt einmal zu erzählen, wie man selber zum Glauben gefunden hat.
Wenn wir von unserem persönlichen Weg zum Glauben berichten, dann ist es sicher wichtig, dass wir es möglichst interessant und natürlich erzählen.
Vor allem aber persönlich.
Denn das persönliche Glaubenszeugnis kann uns niemand nehmen und es entwickeln sich die besten Gespräche daraus.
Es ist hilfreich, wenn man einmal aufschreibt, wie man selber zum Glauben gefunden hat und was einem wichtig ist am Glauben.

Außerdem ist es wichtig, dass wir das Evangelium von Jesus in möglichst einfachen Worten weiter geben, so dass es jeder versteht. Auch jedes Kind.
Salzige Rede ist persönliche Rede und salzige Rede ist verständliche Rede. Luther: „Man muss dem Volk aus Maul schauen“.

Denn viele Fachbegriffe sind den Menschen heute unbekannt und viele Wörter haben eine neue Bedeutung bekommen z.B. das Wort „Sünde“.
Wer weiß schon, dass es im Griechischen zunächst die Verfehlung eines Zieles gemeint ist und es gar nicht so sehr ein moralischer Zeigefinger erhoben wird.

Gibt es Hilfsmittel, um das Evangelium, möglichst einfach und verständlich weiter zu geben?




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Es ist einfach gut und wichtig, dass wir möglichst „salzig“ antworten können, wenn wir gefragt werden warum wir zur Kirche gehenund warum wir Christen sind.

Und ein letzter Gedanke, bevor ich schließe:
Paulus schreibt:
„Bemüht euch darum, für jeden die richtigen Worte zu finden.“
Leider gibt es nicht die eine Methode, um Leute in kürzester Zeit zu Gott zu führen.
Jedes Gespräch ist so verschieden wie die Gesprächspartner, die daran beteiligt sind.
Ich hab mal irgendwo den Satz gelesen:
“Wie töricht ist es, jedem jedes zu jeder Zeit zu sagen“
Also:
Bewahren wir uns unsere Natürlichkeit und Originalität und bitten Gott, dass er uns Salz der Erde sein lässt, wie Jesus es uns zugesagt hat.

Ich fasse noch einmal zusammen:
Mein Glaube wird ansteckend, wenn ich mich mit Gottes Hilfe erstens möglichst weise verhalte. und indem ich zweitens die Gelegenheiten nutze, die Gott mir schenkt und drittens, indem ich möglichst salzig vom Glauben reden lerne.

Ich würde mir wünschen, dass diese Predigt einen Prozess in Ihnen in Gang setzt und dieser ansteckende Glaube das Erkennungszeichen unserer Gemeinde wird.
„In Apostel – da wirst Du angesteckt!“
Das alles können wir natürlich nicht machen, aber lasst uns unseren großen Gott bitten, dass er es in uns und durch uns bewirkt.

Denn: Wer betet, dem gibt Gott auch Gelegenheit zum Zeugnis für ihn.
Amen.

Lasst uns beten!