Apostel Harburg

Erntedankpredigt – Danken

Liebe Gemeinde!

wie wird man eigentlich froh und glücklich? Am Erntedankfest liegt die Antwort nahe: »Durchs Danken«! Und so ist es auch!
Jemand hat einmal gesagt:

Die glücklichsten Menschen sind nicht die, die am meisten haben, sondern die, die am meisten danken können!

Kennen Sie einen aufrichtig dankbaren Menschen?
Das sind für mich bemerkenswerte Leute und man ist gerne in ihrer Nähe.
Sie sehen nicht nur auf das Negative und Kranke, sondern in erster Linie auf das Helle und Frohe!

Und Dankbarkeit ist nicht nur allgemein psychologisch gesund, sondern auch ein elementarer Wesenszug des christlichen Glaubens. Daran werden wir am Erntedankfest erinnert.

Das Danken ist von grundlegender Bedeutung für unser Glaubensleben,
denn „Wer nicht danken kann, kann eigentlich auch nicht richtig lieben!“

Und die Liebe ist ja schließlich die Mitte unseres christlichen Glaubens.
Warum kann ich nur richtig lieben, wenn ich dankbar bin? Das kann man ganz einfach dreifach begründen:

  • Wie soll ich Gott lieben, wenn ich ihm nicht dankbar bin?
  • Wie soll ich mich selber lieben, wenn ich mich nicht dankbar annehmen kann?
  • Wie soll ich meinen Nächsten lieben, wenn ich selber unzufrieden und undankbar bin?

Darum bedeutet ein Wachstum im Glauben oder ein reif werden im Glauben, dass ich dankbarer werde.

Wie kann ich aber konkret dankbarer werden?

Ganz einfach: Indem Sie sich diese Predigt zu Herzen nehmen… :-)

Ein bisschen meine ich das ernst: Sie werden dankbarer, wenn Sie einiges aus dieser Predigt mitnehmen in Ihren Alltag – mit Gottes Hilfe.
Ich möchte mit Ihnen zunächst 6 Auswirkungen betrachten, die Dankbarkeit auf mein Leben haben kann – sie sollen uns die Dankbarkeit schmackhaft machen.
Und dann möchte ich Ihnen einige ganz praktische Schritte vorstellen, die Sie gehen können, wenn Sie dankbarer und damit glücklicher werden wollen.

Also, welche Auswirkungen hat die Dankbarkeit?

Die sechs Auswirkungen des Dankens

Dankbarkeit führt zu Höflichkeit und Anstand

Die kleine Lisa hat’s begriffen. Sie sagt artig:
„Danke für das schöne Geburtstagsgeschenk, liebe Tante!“
„Aber liebe Lisa, da ist nichts zu danken!“, antwortet die Tante.
„Das habe ich eigentlich auch gedacht, aber Mutti meinte, ich solle trotzdem dafür danken!“ :-)

Das kennen wir alle: Danken aus Höflichkeit.
Damit ist gemeint, dass man „Danke“ sagt, auch wenn man anders empfinden sollte. Viele Kinder wurden so erzogen, dass sie „Danke“ sagen, auch wenn sie etwas geschenkt bekommen, das sie gar nicht gebrauchen können.
Das ist manchmal lustig und nicht ganz ehrlich, aber es steckt etwas Wahres dahinter: der Dank gebührt dem Geber.
Die Tante hat sich in der Regel Mühe gegeben, um mir eine Freude zu bereiten.
Danksagung ist also eine Sache der Höflichkeit und des Anstandes.
Übertragen auf den Glauben heißt das: Wir sollten Gott also schon aus Höflichkeit und Anstand mehr danken – nicht weil er das nötig hätte, sondern weil wir es brauchen und es uns gut tut.
Und das Gute ist – es bleibt nicht bei einer Höflichkeitsfloskel: Wenn wir Gott für das danken, was er uns gibt, werden wir nach und nach wirklich dankbarer und zufriedener werden.
Die Gefühle folgen dann irgendwann dem Verstand und die bloße Höflichkeit wird zu einer Herzensangelegenheit.
Also: Einfach mit dem danken anfangen – zunächst aus Höflichkeit - das kann jeder. Und dazu ist eigentlich keine besondere Kraftanstrengung nötig.

Die zweite Auswirkung von Dankbarkeit:

2.2 Dankbarkeit hilft beim Wachwerden

Die Bibel betont:

„Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung!“

Kolosser 4,2

Der Dank wirkt wie ein Wecker, der uns aufweckt und unserem Leben wieder neue Frische und Spannkraft verleiht.
Zeiten der Lustlosigkeit und Müdigkeit können so überwunden werden, denn Danken macht wach!
Und wir müssen wach sein, wenn wir dankbarer und zufriedener werden wollen, denn die Dankbarkeit muss - wie die Liebe - täglich erneuert werden, sonst läuft sie Gefahr zu verkümmern!
Manchmal muss erst ein tragischer Schicksalsschlag kommen, bis wir wach werden.
Manche Menschen merken erst, wie sehr sie den anderen schätzen und lieben, wenn sie ihn verloren haben.
Darum: Lasst uns jetzt schon wach werden und Gott danken für das, was er uns gegeben hat und täglich schenkt!

Ich möchte ein Beispiel geben, das wir oft nicht wach genug sind:
Wenn jemand einen Unfall hatte und leicht verletzt überlebt hat, denken wir: Der muss aber nun dankbar sein!
Aber müsste derjenige nicht noch dankbarer sein, der erst gar keinen Unfall erlebt hat?
Der Liederdichter Manfred Siebald dankt in einem seiner Lieder Gott für Bewahrung in Gefahren, die er gar nicht erkannt hat!
Er singt: „Es gibt so viel, wofür ich danken kann: Für jeden Unfall, vor dem Du
mich bewahrt hast, für alles Leiden, das du mir noch erspart hast; für die Gefahren, die ich niemals erkannte, weil Du sie von mir nahmst, bevor ich sie noch ahnte ...!“ (Manfred Siebald)
Danken macht uns wach für Gottes Wirken in unserem Leben!

Die 3. Auswirkung: Dankbarkeit als Waffe gegen den Sorgengeist

In der Bibel wird uns von Paulus empfohlen:

Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!

Philipper 4, 6

Im Dankgebet können wir unsere Sorgen an Gott abgeben.
Dankbarkeit ist eine Waffe gegen den Sorgengeist.

Und die 4. Auswirkung: Dankbarkeit führt zu mehr Zufriedenheit

Der große dänische Philosoph Sören Kierkegaard sagte einmal: „Alle Not kommt vom Vergleichen!“
Und das kennt jeder: So lange es einen Menschen gibt, der mehr hat als ich, werde ich nur schwer glücklich und zufrieden sein!
Besonders krass ist das, wenn derjenige neben mir sitzt:
Wenn ich allen Gottesdienstbesuchern nun 5 Euro schenken würde, aber Ingeborg Nowak hier vorne, bekäme 50€ - wären Sie dann dankbar für Ihre 5 Euro??? :-)
Dann muss ich schon ziemlich weit sein auf dem Weg der Dankbarkeit.
Denn Dankbarkeit führt letztlich zur Zufriedenheit und bewahrt mich vor dem Vergleichen mit anderen.

Die 5. Auswirkung: Dankbarkeit baut Vertrauen auf

Wenn Sie beginnen, Gott öfter zu danken, werde Sie spüren, wie Ihre Verbindung zu ihm intensiviert wird. Aus Dankbarkeit entsteht Vertrauen und Ihr Glaube an Gott, ihre persönliche Beziehung zu ihm, wird fester!
Gestört wird eine Vertrauensbeziehung durch Meckern und Jammern - auch durch Schweigen.
Eheberater sagen sogar: Schweigen ist das Gemeinste in einer Partnerschaft!
Selbst Schimpfen wäre oft „positiver“ als Schweigen.

Ich meine das gilt auch Gott gegenüber!
Paulus ermutigt uns in Epheser 5,20 darum mit Gott zu reden:

Saget Dank allezeit für alles!

Epheser 5,20

Das klingt zunächst schwer zu realisieren.
Denn für das Böse und das Unglück kann und soll ich sicher nicht dankbar sein, aber ich kann im Dunkeln schon darauf vertrauen, dass Gott mit mir ist im Dunkeln und mein Licht sein will und dass er Gutes mit mir vorhat.

Im Glauben kann ich darum bereits in Situationen danken, selbst wenn ich etwas noch nicht verstehe und unter einer Situation leide.
Ich darf darauf vertrauen, dass Gott es gut mit mir meint – immer!
Ein Schlüsselwort aus der Bibel dazu steht in Römer 8,28:
Paulus schreibt:

Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen …!

Römer 8,28

Gott wird nämlich letztlich (!) alles gut machen!

Alle Dinge können - bei denen, die Gott lieben – letztlich eine dienende Funktion haben – so, meine ich, ist dieser Paulussatz zu deuten!

Dankbarkeit baut Vertrauen auf. Und je mehr ich mit Gott erlebe, desto mehr vertraue ich darauf, dass er bei mir ist und es gut mit mir meint.

Und die letzte Auswirkung führt von mir selber weg:

Dankbarkeit führt zum Dienst am Nächsten

Wenn ich selber dankbar bin für mein Leben und meinen Glauben, dann kann ich das nicht für mich behalten. Dann will ich meinem Nächsten von diesem gütigen Gott und diesem frohmachenden Glauben erzählen und ihn einladen, diesen Glauben auch für sich zu entdecken.
Und wenn ich selber dankbar feststelle, wie gut es mir innerlich und äußerlich geht, dann will ich auch meinem Nächsten innerlich und äußerlich helfen, dass er seelisch gesund wird und wo es an äußeren Dingen mangelt, will ich auch da bereit sein zu helfen.
Nachher sammeln wir deshalb eine Kollekte für Brot für die Welt – das ist eine Gelegenheit, aus Dankbarkeit und Mitgefühl mit anderen zu teilen.
Dankbarkeit führt zum Dienst am Nächten.

Wie kann eine dankbare Lebenshaltung nun noch konkreter werden?

Praktische Hilfen zum Dankbarwerden!

Früher dachte ich: Je älter man wird, um so dankbarer wird man - automatisch!
Ich stellte mir vor: Da man schon einige Jahre hinter sich hat, und dann schaut man auf die zurückliegende Zeit dankbar zurück! - ich habe mich getäuscht.
Man wird nicht „automatisch dankbarer“. Sonst müssten ja alle alten Menschen glücklich, dankbar und zufrieden sein.

Manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall: Je älter jemand wird, um so mehr wird, zu Recht oder Unrecht, gestöhnt und gejammert.

Danken ist ein lebenslanger Lernprozess:
Am besten Sie fangen einfach an.
Ich möchte zum Schluss der Predigt darum noch 6 praktische Tipps zum Dankbarwerden nennen:

1. Werdet wie die Kinder!

Die kleine Pauline schreibt einen Brief an Gott!
„Oh Herr, hab Dank, dass ich Vati und Mutti habe und meine Geschwister und den Hund und die Fische. Hab Dank, dass die Welt so schön ist. Hab Dank für alles, lieber Gott. In Liebe, Pauline!“
Ein süßer, positiver Brief, oder?
„Hab dank, dass die Welt so schön ist!“ - aber da kommen uns Erwachsenen schon manche Einwände in den Sinn, nicht wahr?
Ich finde es jedoch fantastisch, dass es Kindern gelingt, einfach nur das Schöne in der Welt zu sehen.
Mögen wir doch wieder ein wenig mehr werden wie die Kinder. So sagt es Jesus auch und das wünsche ich jedem von uns.

Der 2. Tipp: Tischgebete

Wie wäre es zum Beispiel mal wieder mit einem Tischgebet? Das ist eine gute Gelegenheit mehrmals am Tage innezuhalten und Gott zu danken, dass er uns versorgt mit allem, was wir brauchen.
Eine Sammlung geeigneter Gebete liegt hinten auf dem Gesangbuchwagen aus – nehmen Sie sich gerne einen Zettel mit nach Hause!

Der 3. Tipp

Vielleicht hilft ihnen ein Abendgebet, wo Sie Gott alles Sorgenvolle anvertrauen, aber auch für das Gute des vergangenen Tages danken.

Der 4. Tipp

Nehmen Sie sich einmal eine halbe Stunde und schreiben eine Dankliste. Ich habe das mal gemacht. Es ist erstaunlich auf was man da alles kommt und wie gut das tut! Und nach 15 Minuten wird man plötzlich dankbar für alles Mögliche – auch für das vermeintlich Selbstverständliche.

Der 5. Tipp

…ist ganz kurz und dauert nur 1 Minute: Ich möchte Ihnen folgende Frage stellen: Wofür sind sie jetzt gerade in diesem Moment dankbar – was fällt Ihnen ganz spontan ein?

Wenn Sie mögen, dann notieren Sie sich doch ein paar Stichworte auf der Rückseite des kleinen Zettels, der vor Ihnen liegt. Und wenn Ihnen nur eine Sache einfällt, dann ist das schon ein guter Anfang:
Denken Sie dabei auch an die vielen kleinen Dinge, an die vielen „Selbstverständlichkeiten“ des Lebens.
Ich gebe Ihnen nun 1 Minute Zeit (Eckart spielt etwas), in der Sie etwas notieren können – wenn sie das nicht mögen, können Sie auch einfach die Augen schließen und sich die Dinge vorstellen, für die sie dankbar sind – das ist auch schon ein guter Anfang.
(PAUSE – MUSIK)

6. Der sechste und letzte Tipp

…den praktizieren wir heute schon im Gottesdienst: Danklieder singen – am besten gemeinsam. Gleich nach der Predigt singen wir das bekannte Danklied “Nun danket alle Gott!“

Schluss

Ich möchte schließen mit einem Gebet, dass sie alle kennen – ich habe es nur etwas ergänzt.
Jesus hat seinen Jüngern ja das Vaterunser beigebracht – es besteht aus Lobpreis, aber auch aus vielen Bitten.
Zum Erntedankfest habe ich es mal zu einem Dankgebet weiterentwickelt und ich lade Sie ein still mit zu beten.

  • Vater unser im Himmel.
  • Danke, dass ich Dich als meinen himmlischen Vater immer anrufen darf - Geheiligt werde Dein Name.
  • Danke, dass Du mit Deinem Namen für Liebe und Gerechtigkeit stehst. Dein Reich komme.
  • Danke, dass das unsere Hoffnung ist - Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
  • Danke, dass Dein Wille gut ist für mich und alle Menschen – du meinst es gut mit uns. Unser tägliches Brot gib uns heute.
  • Danke, dass Du uns versorgst mit allem was wir zum Leben brauchen – danke, dass es uns hier so gut geht. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
  • Danke, dass Du uns unsere Schuld vergibst und uns daraus die Kraft erwächst auch anderen zu vergeben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
  • Danke, dass Du uns vor so vielen Versuchungen bewahrst und uns vom Bösen erlöst hast und uns immer wieder davon frei machen willst. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
  • Danke, dass Du regierst und dass Du mächtig genug bist, um uns zu retten – danke, dass es herrlich ist, Dich zu kennen und mit Dir zu leben.

Danke für diese Gewissheiten – Amen.

Cantate Domino – singt unserem Herrn!